TRANSALP – Mit dem Fahrrad zu den Murmeltieren

Die beiden Heckershäuser Sandra Richter und Christian Schäffer kehrten Ende August von ihrer zweiten Alpenüberquerung mit dem Mountainbike zurück. Nachdem bei der Premiere im August 2010 die Route von Mittenwald durchs Karwendel, die Tuxer Alpen und die Dolomiten zum Gardasee führte, entschieden sich die beiden Radsportler des RSC-Weimar-Ahnatal in diesem Jahr für den Startort Oberstdorf im Allgäu.

Nach Übernachtung im Berggasthof Einödsbach (der südlichste Gasthof Deutschlands) musste gleich zu Beginn der Tour der mit Drahtseilen und Leitern gesicherte Steig am Schrofenpass bezwungen werden. Weiter ging es durch das Lechquellengebirge zur wunderschön gelegenen Freiburger Hütte am Formarinsee. Nach schwerer Abfahrt nach Dalaas mit einigen Tragepassagen und Überschreitung des Kristbergsattels wurde das erste Nachtquartier in Silbertal aufgeschlagen. Am nächsten Morgen folgten 700 Höhenmeter steile Schotterpiste das Silbertal hinauf und anschließend unterhalb des Patteriol nochmals 700 schweißtreibende Höhenmeter zumeist schiebend und tragend bis zur Heilbronner Hütte. Die anschließende Abfahrt über Kops-Stausee und Galtür zum zweiten Quartier in Ischgl bot willkommene Erholung für die Schinderei des Tages. Der dritte Tag begann mit dem Aufstieg durch das Fimbertal. Zuerst steil auf Asphalt, später sanfter ansteigend auf Schotter zog sich die Piste durch das einsame Hochtal unterhalb des imposanten Fluchthorns. Nach Überquerung der Schweizer Grenze und Erfrischung in der Heidelberger Hütte musste noch eine gute Stunde bis zum Fimberpass geschoben und getragen werden. Dann folgten 1.600 Höhenmeter am Stück Abfahrt hinunter an den jungen Inn. Ab da hieß es gleich wieder kurbeln und zwar hinauf zur spektakulären Uina-Schlucht. Ab hier war wieder Schieben und Tragen angesagt, bestand der Pfad doch lediglich aus einer rund einen Meter breiten in den senkrechten Fels geschlagenen Röhre. Nach dieser bestandenen Mutprobe konnte auch das kleine Gewitter am Schlinigpass die beiden Mountainbiker nicht aus der Fassung bringen. Das Nachtquartier in Schlinig bot würzig-frische Almluft und Südtiroler Leckereien. Am vierten Tag wurden auf der Abfahrt ins Vinschgau und den nadelbedeckten Waldwegen Richtung Ortlermassiv die Beine etwas geschont, um Kraft für die noch kommenden drei schweren Etappen zu sammeln. Geschlafen wurde in Trafoi mit Blick auf die vergletscherten Felshänge des Ortler. Der fünfte Tag begann an der Kehre Nummer 46 der Stilfser-Joch-Straße. Auf den Spuren des Giro d`Italia schlängelt sich die Asphaltstraße bis zur Kehre mit der Nummer 1 auf über 2.700 Meter Meereshöhe. Den Touristenrummel am Stilfser Joch verlassend ging die Fahrt weiter in grandioser Hochgebirgskulisse zur Bochetta di Forcola und von dort über den Lago di Cancano und Bormio nach Santa Catarina di Valfurva, wo die Unterkunft bezogen wurde. Tag Sechs führte die beiden Heckershäuser am Vormittag über den Gavia-Pass nach Pezzo und von dort in atemberaubenden Serpentinen zur Montozzo-Scharte. Die Abfahrt zum Lago di Pian Palu forderte große Aufmerksamkeit und die ein oder andere Trageeinlage, die restliche Strecke auf vorbildlich angelegtem asphaltiertem Radweg nach Dimaro war ein Hochgenuss in der wärmenden Abendsonne. Der Abschlusstag bot noch einmal grandiose Kulisse entlang der Felsentürme der Brenta über Madonna di Campiglio, Lago di Valagola und Bärenpass. In Stenico und Ponte Arche spürte man bereits die flirrend heiße mediterrane Luft und kurz hinter dem Passo Ballino erblickten die beiden zum ersten Mal auf dieser Tour das Ziel: den Gardasee. Zufrieden mit der sportlichen Leistung und dankbar für das tolle Wetter und die vielen Eindrücke ohne nennenswerte Blessuren und technische Defekte schmeckte das Eis am Riva Piazza Catena ganz außergewöhnlich lecker… Gefahren/Geschoben/Getragen wurden an sieben Fahrtagen insgesamt 420 Kilometer, davon ca. 14.200 Höhenmeter bergauf. Fünf Pässe lagen über 2.500 Meter Meereshöhe. Eine feine Schinderei, die ohne das regelmäßige Training mit dem RSC-Weimar-Ahnatal (Treffpunkt Samstag, 14:00 Uhr in Weimar, Unter der Linde) in dieser Intensität wohl nicht möglich gewesen wäre.