Tour de Niedenstein

Niedenstein müsste besser Hohenstein heißen, denkt man jedes Jahr wieder, wenn man sich zum Start der RTF begibt: immer weiter hoch den Berg, dasselbe am Ende der Tour, wenn man ganz zum Schluss eine ordentliche Steigung hoch muss. Das kennt man schon, denn die Tour fand in diesem Jahr bereits zum 25. Mal statt. Und immer, immer regnet es, dachte ich noch, als ich früh morgens dorthin aufbrach. Einmal, so sagte mir ein Veranstalter, waren wegen des Regens so wenige Fahrer gekommen, dass man den üppigen Rest der Bananen dem Kleintierzoo schenken musste. Jedoch war es wieder trocken beim Start um 8:00 Uhr am 7. August dieses Jahres.

Die Tour nannte sich Kleeblatt, weil es – in Niedermöllrich – nur eine einzige Kontroll- und Verpflegungsstelle gab, die z. B. bei der Strecke von 111 km dreimal aufgesucht wurde. Eine einzige zentrale Stelle hat zweifellos den Vorteil, dass wenig Helfer viele Tourteilnehmer betreuen können. Der Nachteil ist, dass man sich als Fahrer etwas genarrt fühlt, weil man trotz vieler Kilometer nicht recht voran kommt. Überall und nirgends war man unterwegs, um Felsberg herum oder um Borken oder um Wabern. Zum Ausgleich gab es frischen Bäckerkuchen, jede Runde eine andere Sorte. Vom RSC Weimar-Ahnatal nahmen sechs Leute teil, die jedoch nicht zusammen in einer Gruppe fuhren, denn Alter und Leistungsfähigkeit sind zu unterschiedlich.

Im Ziel, bei der bemerkenswert guten Bratwurst, unterhielt ich mich mit der Wanderwartin eines anderen Vereins. Sie war allein unterwegs gewesen, zu wenig Interessenten auch dort. Vielleicht sei eine Ursache der etwas unzulängliche Begriff des Wanderfahrens. Einmal seien zu ihr Leute gekommen, die erbost waren, weil nicht so langsam und behäbig gefahren wurde, wie sie es sich vorgestellt hatten. Um sprachlich mehr Klarheit zu schaffen, laufen neuerdings bei Verkehrsexperten Gespräche, ob nicht im Deutschen der Begriff Radfahren durch das niederländische Fietsen ersetzt werden sollte. Weil es die Vielfalt der Radfahrmöglichkeiten besser ausdrücken kann, z. B. Sportfietsen, Geländefietsen, Springfietsen, Kunstfietsen. Früher, als es noch Velocipeds gab, hießen diese auf Plattdeutsch „Fieluhzipehs“. Da wäre auch auf Deutsch eine Anknüpfung. Warten wir´s ab, was daraus wird.